11. April 2022 | News
Am Anfang der Saison hatte der Coach der Capitol Bascats einen Traum: man wollte in der Bezirksliga eine gute Rolle spielen und am Ende unter den besten 3 Mannschaften stehen. Und wenn alles gut läuft, auch um den Aufstieg mitspielen.
Seit Sonntag ist das kein Traum mehr, sondern die Realität. Und wer bei dem Spiel dabei gewesen ist, wird es so schnell nicht mehr vergessen. Solch eine Spannung, Dramatik, Emotionen und am Ende ein Happy End für die Bascats waren wirklich nicht mehr zu übertreffen. Das hätte Alfred Hitchcock nicht besser schreiben können. Aber der Reihe nach:
Die Vorzeichen waren klar: beide Mannschaften mussten dieses Spiel gewinnen, um im Rennen um den Aufstieg weiter dabei zu bleiben. Die Capitol Bascats noch ein bisschen mehr als der Gegner vom TUS Hilden 2, da dieses Team das Hinspiel mit 9 Punkten Differenz gewonnen hatten.
Noch in der Kabine sagte der Coach der Bascats die berühmten Worte des Kaisers Franz Beckenbauer (etwas abgewandelt auf Basketball): Geht raus, habt Spaß und spielt Basketball.
Man war auf ein spannendes Spiel eingestellt. Aber man war von Seiten der Bascats nicht auf eine aggressive Pressverteidigung eingestellt. Im Hinspiel und in allen anderen Spielen, die der Coach gesehen hatte, hatte das Team aus Hilden 40 Minuten lang eine Zonenverteidigung gespielt. Man kam damit überhaupt nicht zurecht und war sehr schnell im Hintertreffen. Beim Stand von 5:20 aus Sicht der Bascats nahm der Coach die erste Auszeit, um seinen Spielerinnen eine Ruhepause zu gönnen. Man sah allen Beteiligten an, das man so einen Verlauf des Spiels nicht erwartet hatte.
Bis zum Ende des 1. Viertels allerdings tat sich nicht mehr allzu viel: bei einem Stand von 6:24 ging man in die erste Pause. Die Worte des Trainers an sein Team waren folgende:
Ihr habt mir und den Zuschauern gezeigt, wie es nicht geht. Jetzt zeigt mir bitte, dass wir es besser können und wollen.
Entweder lag es daran oder es war etwas im Getränk der Spielerinnen, was erst nach 15 Minuten angefangen hat zu wirken. Aber mit Beginn des 2. Viertels stand eine andere Mannschaft auf dem Platz. Innerhalb von 3 Minuten hatten die Bascats einen 8:0 Lauf. Rückstand nur noch 10 Punkte. Der Trainer aus Hilden nahm eine Auszeit. Danach übernahmen wieder die Mädels aus Hilden das Zepter und versuchten mit aller Macht, den Vorsprung noch weiter auszubauen. In Minute 16 waren es sage und schreibe 19 Punkte Rückstand (14:33) und wenn man ehrlich ist: viel Geld hätte zu diesem Zeitpunkt keiner mehr auf die Heimmannschaft gesetzt. Aber man merkte dem Team an, das es an sich glaubte. Und so schafften sie es, immerhin das 2. Viertel mit 14:13 zu gewinnen. Rückstand also immer noch 17 Punkte.
Beim Gegner aus Hilden hatte aber die spielbestimmende Spielerin unter dem Korb bereits 3 Fouls und konnte somit nicht mehr voll eingesetzt werden. Und dann musste sie natürlich in der Defense auch etwas zurückhaltender verteidigen, um nicht noch mehr in Foul-Trouble zu kommen. Bis zur Minute 27 gelang dem Team aus Hilden kein Korb mehr. Die Bascats allerdings hatten einen 10:0 Lauf zu verzeichnen. Kurze Zeit später waren es nur noch 5 Punkte, ehe es dem Team aus Hilden mit 2 erfolgreichen 3 Punkte Würfen gelang, den Vorsprung vor den letzten 10 Minuten wieder auf 11 Punkte anwachsen zu lassen. Spielstand aus der Sicht der Bascats: 36:47.
Und wieder kamen die Bascats wie die Feuerwehr von der Bank. 2 schnelle Korberfolge brachten die Zuschauer und alle am Spiel beteiligten (sofern sie zu den Anhängern der Bascats gehörten) wieder in den Bereich, wo man dran glauben konnte, dass man es doch noch schaffen könnte. In Minute 37 war es endlich so weit: die Bascats gingen zum ersten Mal in dem Spiel in Führung. 53:51. Wer aber eine solche Energieleistung aufs Parkett legt, hat natürlich auch den einen oder anderen Fehler drin. Man will dann zuviel. Kühlen Kopf bewahren ist dann schwierig.
Durch 2 leichte Ballverluste gelang es dem Team aus Hilden, wieder mit 55:53 in Führung zu gehen. Die letzten Sekunden waren dann hochdramatisch. 2 Freiwürfe für die Bascats, noch 7 Sekunden zu spielen. Der erste Freiwurf war drin, der zweite leider nicht. Auszeit Hilden. Einwurf vorne. Es galt entweder einen schnellen Steal zu bekommen oder aber schnell zu foulen, um den Gegner an die Freiwurflinie zu bringen. Beides traf nicht ein. Die Spielerin aus Hilden trat beim Einwurf auf die Linie. Auszeit Bascats. Der Ball sollte zu einer Spielerin, die sich mit einem Wurf sicher fühlte. 7 Sekunden sind eine Ewigkeit im Basketball. Der Einwurf gelang und der Ball kam auch wie gewünscht zu der besagten Spielerin. Diese hatte aber keine Möglichkeit zum Korb zu gehen. Sie wurde gefoult. 2 Freiwürfe Bascats:
Der erste war leider nicht drin, aber der zweite traf. Auszeit Hilden. Diesmal kam der Ball rein und er schaffte es tatsächlich an den Korb, wo eine Spielerin komplett blank war. Aber sie traf den eigentlich leichten 1gegen 0 Korbleger nicht und somit ging das Spiel in die Overtime.
Der Coach sagte dem Team noch einmal, das der Gegner das Spiel eigentlich schon innerlich als gewonnen geglaubt hatte und jetzt vollkommen am Ende sei. Sowohl körperlich als auch mental. Der andere Vorteil war, dass die bereits besagte Spielerin, die unter dem Korb spielbestimmend gewesen ist, mit 5 Fouls auf der Bank saß. Noch einmal 5 Minuten alles geben. Hoffentlich nur 5 Minuten.
Wer in so einer Over-Time den bessern Start hat, gewinnt zu 95% diese Spiele. Es war also wichtig, jetzt fokussiert und ruhig seine Angriffe zu Ende zu spielen. Und das taten die Bascats hervorragend. 2 schnelle Korberfolge und man lag mit 4 Punkten vorne. Aber Hilden steckte nicht auf und traf ebenfalls. Und wieder spitzen sich in der letzten Minute die Ereignisse zu: Die Bascats erzielten durch einen Freiwurf einen Vorsprung von 3 Punkten. Und 2 Sekunden vor Schluss war eine Spielerin aus Hilden komplett blank an der besagten 3 Punkte Linie. Sie machte aber noch 2 Schritte nach vorne und traf den letzten Wurf des Spiels. Danach kam die Schlusssirene.
Was sich danach auf dem Feld abspielte, kann man mit Worten nicht beschreiben. Alle waren am Springen, kreischen, jubeln und lagen sich in den Armen. Die Zuschauer standen auf den Bänken und waren außer sich vor Freude. Dieses Spiel nach so einem Start noch zu gewinnen:
Etwas Besseres gibt es einfach nicht. Alle Beteiligten waren komplett fertig, aber glücklich. Und ehrlich gesagt fehlen dem Verfasser dieser Zeilen auch heute immer noch die Worte, um zu erklären, wie man das geschafft hatte, dieses bereits verlorene Spiel doch noch zu gewinnen. Aber vielleicht trifft es ja folgendes genauer:
Nach dem Spiel wartete man auf die letzten Spielerinnen, die noch am Duschen waren. Essen gehen beim Italiener um die Ecke war angesagt, Dann kamen auch die letzten Spielerinnen des Gegners aus der Umkleidekabine. Und eine Aussage war bezeichnend. Es sagte nach dem Spiel jemand zu mir: ihr habt verdient gewonnen, weil ihr es mehr wolltet als wir. Und das glaube ich passt sehr gut. Der Teamspirit, der sich im Laufe der Saison entwickelt hat, hat am Ende den kleinen, aber feinen Unterschied ausgemacht. Ohne den unbedingten Glauben an sich, an das Team und den absoluten Willen, noch ein wenig mehr als alles zu geben, hätten wir es nicht geschafft.
Wir grüßen zwar von der Tabellenspitze, aber es sind immer noch 3 Spiele zu spielen. Also noch ist nichts entschieden. Der nächste Gegner ist immer der schwerste. Und das stimmt in diesem Falle wirklich.
Gegen das Team aus Odenkirchen gab es im Hinspiel in eigener Halle eine empfindliche 32:57 Niederlage, die erst durch den Umstand, das Odenkirchen eine nicht spielberechtigte Spielerin eingesetzt hatte, in einen Sieg umgewandelt wurde. Man ist also gewarnt. Diese Woche dürfen sich alle freuen, aber ab der nächsten Woche gilt der Fokus klar dem nächsten Gegner.