26. März 2020 | News

Interview mit Dany Brendel

Interview mit Dany Brendel
  1. Liebe Dany, du musstest mit deinem U10-1 Team, wie leider alle anderen Mannschaften auch, die Saison vorzeitig beenden. Wie fällt dein Fazit für diese Saison aus?

Ja, leider…

Wir haben die Saison mit dem 6. Platz (12 Teams) abgeschlossen und dies in einer durchaus starken Liga. Die Mädchen haben in meinen Augen eine tolle Saison gespielt und sich alle individuell weiterentwickelt. Ein Großteil der Mädchen hat 3x die Woche trainiert; 2 Team-Trainings und ein Individualtraining, dass gleichzeitig auch ein Inklusionstraining war. Wichtig war mir, dass die Spielerinnen neben dem Erlernen von basketballerischen Fähigkeiten auch Erfolgserlebnisse auf anderen Ebenen dazu gewinnen. Die Erhöhung des Selbstwertgefühls stand und steht für mich als Trainerin immer sehr im Vordergrund. Die Mädchen sollten nach Möglichkeit mit einem guten Gefühl in die Halle kommen und mit einem noch besseren Gefühl die Halle nach dem Training wieder verlassen. Dies ist mir glaube ich größtenteils ganz gut geglückt. Bezeichnend dafür war unser vorerst letztes Training am 12.03.2020…. Kurz vor Trainingsbeginn hatte ich erfahren, dass es nunmehr das letzte Training wegen des Corona Virus sein würde. Als ich dies den Mädchen mitteilte, waren sie sehr traurig und wollten mir eigentlich nicht glauben, dass es so ist. Kurzerhand habe ich die Mädchen zu Trainerinnen gemacht und sie durften gemeinsam das Training gestalten. Nach dem Training gab es ein letztes Mal feste Umarmungen.

Insgesamt kann ich sagen, dass die Mädchen sehr diszipliniert und hart trainiert haben und es mir sehr viel Spaß bereitet hat, dass ich sie in dieser Saison begleiten durfte.

Mein Fazit fällt also mehr als positiv aus!

2. Die U10-1 musste ja in einer offenen Liga antreten, in der zum größten Teil nur Jungs-Mannschaften antreten. Inwiefern bist du mit der Entwicklung der einzelnen Spielerinnen zufrieden?

Wie bereits schon erwähnt, haben die Mädchen in meinen Augen eine tolle Saison gespielt und sich alle individuell weiterentwickelt. Allein, dass sie sich jedes Wochenende gegen Jungen behaupten mussten, hat sie geprägt und wird vor allen Dingen den Mädchen, die in die u12 hochrücken, definitiv einen Vorteil verschaffen. Diejenigen, die in der u10 bleiben, werden vermutlich in der neuen Saison weniger Probleme haben sich gegen die Jungen durchzusetzen. Wir waren ja das einzige reine Mädchenteam, die meisten Teams hatten keine Mädchen, das ein oder andere Team hatte vereinzelt mal 1-2 Mädchen dabei. Die Mädchen haben in nahezu allen Spielen einen unheimlichen Kampfgeist bewiesen. Das hat sie als Team ausgezeichnet. Die Entwicklung der einzelnen Spielerinnen ist sehr individuell. Einige haben wahnsinnig große Sprünge gemacht und sich für ihren Einsatz im Training belohnt. Andere wiederum haben kleinere, aber ebenso bedeutsame Sprünge gemacht. Manchmal sind es ja die Kleinigkeiten, die eine/n Trainer/in erfreuen. Ein gelungener Handwechsel, ein getroffener Korbleger, gutes Defenseverhalten oder aber auch ein schön und effektiv gespielter Pass haben meine Augen häufiger mal strahlen lassen. Insgesamt bin ich sehr stolz auf meine Spielerinnen, die immer wieder mutig aufgespielt haben und sich niemals haben unterkriegen lassen. Für ihr junges Alter spielen sie schon einen verdammt guten Basketball!

3. Neben der U10-1 bist du ja auch noch bei der U12-2 mit Alessa als Trainerin tätig. Wie siehst du die Entwicklung dieses Teams?

Die u12-2 hat sich im Laufe der Saison allmählich gesteigert. Als wir im Mai letzten Jahres mit dem Team starteten, hatte ein Großteil der Mädchen erst angefangen Basketball zu spielen. Gerne hätten wir den Mädchen ermöglicht in der Jugendlandesliga zu wachsen und Erfahrung zu sammeln. Aus Mangel an Teams konnte diese Liga leider nicht starten. Somit blieb uns nur die Alternative das Team in der Jugendoberliga zu melden. Im Vorfeld hatten wir darüber diskutiert. Schnell wurde uns aber klar, dass kein Spielbetrieb auch keine Lösung sei. Dies war eine Herausforderung auch für uns als Trainerinnen, die wir aber gerne angenommen haben. Zu Beginn haben wir an Grundlagen gearbeitet, um eine Basis zu schaffen. Als der Teil geschafft war, haben wir die Mädels für den Spielbetrieb vorbereitet. Einige hatten noch nie zuvor ein Meisterschaftsspiel bestritten. Der Saisonstart hat den Spielerinnen, den Eltern aber auch uns einiges abverlangt. Hohe Niederlagen sollten in unseren Augen nicht in mangelnder Motivation enden. Dementsprechend haben wir immer wieder versucht das Selbstwertgefühl der Mädchen in den Trainingseinheiten zu erhöhen, um für das nächste Wochenende und das nächste Spiel gewappnet zu sein. Die Rückrunde begann sehr viel positiver für uns alle. Ein Sieg ließ zwar immer noch auf sich warten, aber die Niederlagen fielen schon niedriger aus. Dann, endlich, am 09.02.2020 konnten die Mädchen ihren ersten Sieg einfahren. Die Mädchen lagen sich nach der Schlusssirene in den Armen, ebenso wir Trainerinnen. Einige Eltern ließen ihren Freudentränen freien Lauf. Es war einfach eine wahnsinnig tolle Atmosphäre in der Halle. Ein Moment, den wir sicherlich alle nicht mehr vergessen werden. Die Mädchen wurden für ihre sehr gute Trainingsbeteiligung und ihren Einsatz belohnt und unsere Worte wurden Realität. Wir hatten den Mädchen immer wieder mit auf den Weg gegeben, dass Aufgeben keine Option sei und jede stattdessen weiter hart an sich arbeiten sollte. Diese Worte haben die Spielerinnen sich zu Herzen genommen und sich im Training auch immer wieder gegenseitig daran erinnert.

Insgesamt hat das Team einen großen Fortschritt gemacht, an dem jede einzelne Spielerin beteiligt war. Und das Wichtigste zum Schluss: der Spaß stand immer im Vordergrund und kam nie zu kurz…

4. Deine sportliche Heimat war bzw. ist als Spielerin jahrelang der TV Grafenberg. Jetzt bist du als Trainerin der Capitol Bascats tätig. Ist der Spagat zwischen den beiden Mannschaften schwierig und wo siehst du die größten Unterschiede zwischen den beiden Vereinen?

Als ich vor 2 ½ Jahren als Trainerin bei den Capitol Bascats startete, war genau das natürlich auch Thema. Sean und Roger hatten aber von Anfang an kein Problem damit, dass meine Heimat als Spielerin beim TVG ist. Ich spiele zwar immer noch mit Ehrgeiz, aber auch aus vielen anderen Gründen noch Basketball. Einige meiner Mitspielerinnen sind meine engsten und besten Freundinnen. Zum Teil spielen wir seit 20 Jahren und länger schon zusammen Basketball. Das verbindet! Sean sagte mal sehr charmant, dass ich in einem „Socialising Team“ spiele. Das bringt es ganz gut auf den Punkt.                     Roger und Sean hatten mich ja bereits vorher schon als „Spielermama“ kennengelernt und wussten beide, dass ich mich für meine beiden Töchter sehr bewusst für die Bascats entschieden hatte. Ein guter Grundstein für die weitere Zusammenarbeit. Als Roger im Herbst 2017 krankheitsbedingt vorübergehend das Training nicht mehr leiten konnte, hatte ich meine Unterstützung angeboten. Das war im Prinzip mein Einstieg als Trainerin. Kurz danach fragte Sean mich, ob ich nicht Interesse hätte eine Trainerlizenz zu machen. Ich hatte es zwar schon immer mal im Hinterkopf, um nach meiner aktiven Zeit als Spielerin als Trainer weitermachen zu können, für den Moment erschien es mir aber doch noch ein wenig zu früh. Sean bat mich dennoch mal darüber nachzudenken. Und so kam es, dass ich mich dann im Frühjahr 2018 zum Trainerlehrgang anmeldete. So, nun zurück zu Deiner Ausgangsfrage- der Spagat zwischen den Mannschaften und Vereinen ist für mich nicht schwierig. Mein Herz schlägt für beide Vereine, in beiden fühle ich mich zu Hause. Hin und wieder gibt es Leute, die mir nicht glauben. Ich versuche sie zum Nachdenken anzuregen. Liebst Du etwa eines deiner Kinder mehr als das andere? Dein Herz schlägt sicherlich für beide… Die meisten verstehen wie es gemeint ist. 

Die größten Unterschiede sehe ich in den Vereinsstrukturen. Der TVG ist ein Verein geprägt von jung und alt und bietet ja neben Basketball noch viele andere Sportarten an. Es ist also im Vergleich zu den Capitol Bascats ein sehr viel größerer Verein, was die Mitgliederzahlen insgesamt anbelangt. Die Basketballabteilung ist hingegen wesentlicher kleiner. Dennoch ist der TVG ein sehr familiärer Verein. Über das gesamte Jahr verteilt, organisieren wir noch viele andere Events außerhalb des Sports, wie z.B. einen eigenen Weihnachtsmarkt auf unserem Sportgelände oder die Teilnahme samt Mottowagen am Veedelszoch im Gerresheimer Karneval. Die Capitol Bascats hingegen sind in meinen Augen ein moderner und innovativer Verein, der sich auf die Fahnenstange geschrieben hat, den weiblichen Basketball auf eine andere Ebene zu bringen. Sie treffen damit, meiner Meinung nach, den Zahn der Zeit. Ich bin sehr stolz darauf, Teil dieser Vision (die ja zum Teil schon keine Vision mehr ist) sein zu dürfen. Wir arbeiten als Trainer*innen jeden Tag sehr hart an unseren gemeinsamen Zielen. Wir wollen nicht nur der Basketballwelt, sondern auch allen anderen Menschen zeigen, dass Frauen ihren Platz im Sport verdient haben. Unsere beiden Vorsitzenden ergänzen sich in meinen Augen mehr als gut. Roger bringt jahrzehntelange Erfahrung mit und bildet die Basis, Sean ist unser kreativer Kopf, dem keine Idee zu verrückt ist. Dies scheint das Erfolgsrezept zu sein!

5. Wie sieht deine Zukunft aus für die kommende Saison? Sowohl als Spielerin als auch als Trainerin?

Als Spielerin werde ich weiterhin beim TVG spielen und als Trainerin bleibe ich natürlich bei den Bascats. Es wird sich also in der kommenden Saison dahingehend nichts verändern.

6. Du bist in vielen Bereichen für den Verein unterwegs. Wo findet man dich in der kommenden Saison alles wieder?

Ich werde in der kommenden Saison die u12-1, u12-2 und die Ballspielgruppe trainieren. Das Inklusionstraining werde ich auch weiterhin leiten. Zudem werde ich diverse Basketball AGs an unterschiedlichen Schulen leiten. Ich freue mich schon sehr auf die neue Saison.

7.Was möchtest du als Trainerin noch alles erreichen?

Eine Frage, die mir schon so manches Mal gestellt wurde. Die meisten erwarten große Meisterschaften und ähnliches als Antwort.  Ich möchte einfach möglichst viele Spielerinnen in ihrer spielerischen Entwicklung unterstützen und sie bestmöglich fördern. Das könnte natürlich auch zu einer gewonnenen Meisterschaft führen, mit der die Spielerinnen sich selbst für ihre harte Arbeit belohnen würden. Darüber hinaus versuche ich meine Leidenschaft zum Basketballsport an die Mädels weiterzugeben. Basketball ist so viel mehr als nur Training und Spiele…das haben sogar schon meine jüngsten Spielerinnen verstanden. 

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